0.Marktvortrag 2024 - Volker Gallé
Freiheit, Gleichheit und Eigentum waren die prägenden Begriffe der französischen Verfassung von 1793. Als die linksrheinischen Gebiete des römisch-deutschen Kaiserreichs von 1797 bis 1814 zu Frankreich gehörten wurden diese Verfassungsbegriffe praktische Politik. Die Leibeigenschaft wurde abgeschafft, kirchlicher und adliger Besitz verstaatlicht und an Bürger versteigert, Gleichheit vor dem Gesetz über Gesetzbücher wie den Code civil und Geschworenengerichte umgesetzt und Religionsfreiheit gewährt. Als die Kantone Alzey, Bechtheim, Bingen, Mainz, Nieder-Olm, Oberingelheim, Oppenheim, Wörrstadt und Wöllstein 1816 dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt zugeschlagen wurden, das daraus die Provinz Rheinhessen bildete, wurden diese „rheinische Institutionen“ genannten Errungeschaften gegen alle Versuche der Großherzöge verteidigt, sie einzuschränken oder abzuschaffen. Das war auch der Grund für die Revolution von 1848/49 in der Region, die mit den „Märzforderungen“ u.a. Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, kommunale Selbstverwaltung und die Aufstellung einer Bürgerwehr vor Ort formulierte. Im Zuge der Verfassungsdebatten in der Frankfurter Nationalversammlung spaltete sich die Bewegung in Liberale um Heinrich von Gagern aus Monsheim, die eine konstitutionelle Monarchie anstrebten und Demokraten um Franz Zitz und Ludwig Bamberger aus Mainz, die sich für eine Republik engagierten. Die Demokraten Franz Zitz, Franz Josef Brunck und Martin Mohr vertraten die drei rheinhessischen Wahlkreise in der Paulskirche. In der 2. Kammer der hessischen Landstände wurde der Wahlbezirk Alzey durch den Liberalen Johann Grode aus Odernheim vertreten. Als der preußische König Friedrich Wilhelm IV. Am 3. April 1849 das ihm von der liberalen Mehrheit der Frankfurter Nationalversammlung angetragene Kaiseramt mit der Begründung ablehnte, das sei ein „Reif aus Dreck und Letten“, rief der demokratische Centralmärzverein zum Verteidigung der Reichsverfassung auf. Die rheinhessischen Demokraten mobilisierten eine Freischar zur Unterstützung der Pfälzer, die sich gegenüber dem Königreich Bayern für autonom erklärt hatten.
Nach der Niederlage der rheinhessischen, pfälzischen und badischen Demokraten im Juli 1849 gegen überlegene preußische Truppen, flohen viele Beteiligte ins Ausland. Gegen die Daheimgebliebenen wurde 1850 ein Hochverratsprozess in Mainz angestrengt, bei dem alle Angeklagten von den Geschworenen frei gesprochen wurden.
Oremer Markt 2023
Dr. Werner nahm uns an diesem Abend auf amüsante Weise mit auf eine Reise durch die Zeiten und durch verschiedene Länder.
Ein Vortrag, den man sich immer wieder gerne ins Gedächnis zurückruft.
Danke
Wie Rufus von Metz Oremer wurde
Rufus von Metz, der Patron der Gau-Odernheimer Kirche, hatte seinen Aufenthalt im Ort über nahezu 800 Jahre.
Auch nach strengsten Maßstäben sollte er also als Oremer gelten können und ist damit allemal einer Betrachtung wert. Im 9. Jhdt. kamen seine Gebeine als Reliquien nach Odernheim, das seinerzeit im Besitz der Metzer war und wurden fortan, wie Heinrich Gredy schreibt, in hohen Ehren gehalten. Zu seinem Sterbetag am 7. November sei bald eine große Menge Volk nach Odernheim geströmt, so dass bald ein großer Jahrmarkt abgehalten wurde. Man kann Rufus also mit gutem Grund in direkte Beziehung zu den seit dem Mittelalter in Odernheim abgehaltenen Märkten stellen und ihn zum Gegenstand eines Vortrags im Programm des Gau-Odernheimer Marktes 2022 machen.
Oremer Markt
Im Programm des „Oremer Marktes“ stand in diesem Jahr wieder am Vorabend der Markteröffnung der traditionelle Vortrag des Geschichtsvereins, Freitag, 01.10.2021, 18.30 Uhr. Im gut gefüllten Zelt der Naturschutzgruppe Gau-Odernheim referierte der frühere Gau-Odernheimer Hausarzt Dr. Alexander Lier über die „Spanische Grippe 1918 bis 1920“. Im Mittelpunkt des Vortrags entstand ein lebendiges Bild der damaligen Welt im Griff des globalen Seuchenzuges, eingerahmt von der Darstellung der politischen Situation in Deutschland zum Ende des ersten Weltkrieges. Gespannt lauschten die Zuhörer des Geschichtsvereins und die Gäste auch den kurzen Ausflügen des Redners in Seuchenzüge epidemischen Ausmaßes beim Menschen vor und nach diesem Ereignis. Dabei stellten sich erstaunliche Parallelen zur epidemischen Lage der Seuchenzüge der letzten Jahrzehnte bis zum jüngsten Ereignis, dem Corona-Virus-Geschehen, heraus, wobei der Referent als Mann vom Fach auch Unterschiede zu verdeutlichen wusste. Der Abend klang aus mit einem geselligen Beisammensein bei Wein, Bier und nichtalkoholischen Getränken. Der Geschichtsverein freut sich, dass mit Herrn Dr. Lier ein kompetenter Vortragender gewonnen werden konnte und dankt der Naturschutzgruppe für die freundliche Überlassung des Zeltes für den Vortrag.
Geschichtsverein on Tour - Jahresfahrt 2018
Lorsch und das Kloster - Was ist da interessant ?
...eine Frage, die man sich durchaus stellen kann. Ist doch - und davon haben sich die Teilnehmer der diesjährigen Exkursion des GV überzeugt - vordergründig nicht mehr viel zu sehen vom alten Reichskloster Lorsch, das von der Zeit der Karolinger bis ins hohe Mittelalter so bedeutend war. Sicher, die weltberühmte Torhalle, ein Kirchenrest und die Mauer, die einst alles umgab, aber es gibt frühmittelalterliche Klostergründungen, von denen noch mehr zu sehen ist.
Langweilig also ? Wer dabei war am 8.April, der weiß es besser. Nicht ohne Grund ist das Kloster Lorsch "Weltkulturerbe". Gegründet 764 als Eigenkloster eines fränkischen Grafengeschlechts, bereits kurz darauf in den Stand eines "Reichsklosters" erhoben und damit den Königen und Kaisern des Mittelalters direkt unterstellt, war Lorsch wirschaftliches und politisches Zentrum mit Grundbesitz vom heutigen Holland bis in die Schweiz. Und gerade dieser Grundbesitz ist dafür verantwortlich, dass der Name Lorsch in vielen Ortschroniken im Westen und Südwesten Deutschlands auftaucht. War der doch meist geschenkt oder erworben und beides, Schenkung oder Erwerb, wurde beurkundet. Unbekannten Lorscher Mönchen ist es zu danken, dass diese Beurkundungen um 1195 in ein Kopilabuch übertragen wurden, das sich durch glücklichen Zufall bis heute erhalten hat. Der Codex Laurshamensis oder auf deutsch: Der Lorscher Codex. Über 1000 Orte führen auf eine Nennung darin ihre erste urkundliche Erwähnung zurück. In unserer Nähe beispielhaft zu nennen sind Bechtolsheim (767), Albig (767) oder Framersheim (769). Gau-Odernheim selbst fand, auch als Odernheim ohne Gau, keine Erwähnung im Lorscher Codes - war doch Odernheim zur Zeit der Blüte des Lorscher Klosters im Besitz des Metzer Stifts und selbst im Besitz von Reliquien eines Heiligem, dem heiligen Rufus, so dass hierorts kein Gläubiger auf die Fürsprache des in Lorsch ruhenden Heiligen Nazarius angewiesen war. Wohl ist aber Gommersheim, der untergegangene Ort zwischen Odernheim Und Bechtolsheim, mit einer Schenkung aus dem Jahre 771 im Codex erwähnt. Das und noch einiges mehr zu Bedeutung und Geschichte von Lorsch konnten die Teilnehmer der Fahrt am Freitag zuvor auf einem vorbereitenden Infoabend hören.
Vor Ort wurden dann im Rahmen einer Führung Tor- bzw. Königshalle besichtigt und in der Zehntscheune einiges zu den archäologischen Artefakten gehört, die dort ausgestellt sind. Nach einer ausgiebigen Mittagspause führte der Weg dann zu einer Führung durch das Freilichtlabor Lauresham.
Dort wurden und werden die Lebensbedingungen auf einem fränkischen Hofgut zur Zeit der Klostergründung wissenschaftlich fundiert nachgelebt. Wohn- und Wirtschaftsgebäude sind in Aussehen mit zeitgenössichem Werkzeug so errichtet worden, wie das aus archäologischen Befunden zu ermitteln war.
Dazu allerlei Handwerk von der Schmiede bis zum Webstuhl, die "Wohnzimmer" von Herr und Gesinde, die Kapelle - all das gab einen lebendigen Eindruck von den Verhältnissen im "Lauresham" des achten Jahrhunderts. Einen ereignisreichen Tag abgerundet hat dann noch ein kurzer Halt auf dem Vereinsgelände der "Lorscher Klosterspatzen", wo bei einem Kaffee oder einem anderen Getränk Gelegenheit war, den Tag Revue passieren zu lassen.
Lorsch - Laurissa -Lauresham. Auch wenn die Jahrhunderte uns nur Fragmente liesen - ein Besuch dort macht die einstige Bedeutung des Klosters erfahrbar.
Ur-Rhein und Effenkranz - ein Besuch in Eppelsheim 2018
14 Gau-Odernheimer zogen aus zu einem Besuch in der Nachbarschaft. Nach Eppelsheim ging es am vergangenen Mittwoch, wo uns im Dinotheriummuseum Frau Nicole Zimmer einiges zu berichten wusste, z.B. vom Ur-Rhein, der vor 10 Millionen Jahren quasi durch Eppelsheim floss und vom Schreckenstier Dinotherium giganteum, dessen Schädel 1835 bei Eppelsheim gefunden wurde. Der Riesenschädel ist heute noch im Dinotherium-Museum zu bewundern, zumindest als Abguss des Originals, das heute im Natural History Museum in London liegt. Von Bärenhunden war zu hören, von dreihufigen Urpferden und allerlei mehr zur Fauna am Ur-Rhein vor 10 Millionen Jahren. Kurios: das Fossil einer bis dahin unbekannten Spitzmausart, die nach dem Eppelsheimer Altbürgermeister Heiner Roos als Plesiosorex rossi benannt wurden.
Den Anschluss bildete ein Besuch in der evangelischen Kirche und ein Gang über den Effenkranz, geführt und begleitet von der Ortsbürgermeisterin Frau Ute Klenk-Kaufmann. Der Effenkranz, ein circa 1,3 km langer Rundweg um den alten Ortskern, ist ursprünglich das Relikt der alten Ortsbefestigung. Statt einer Mauer hatten im Mittelalter viele Orte eine "einfachere" Befestigung bestehend aus einer undurchdringlichen Hecke, dem "Gebück" und einem Graben. Entlang dieser Linie entstand später in vielen rheinhessischen Orten ein "Effenkranz", ein mit Ulmen bestandener Weg am alten Graben entlang. Spätestens nachdem die Ulmen- oder Effen- in den 70er und 80 er Jahren des 20.Jhdts. vielfach an einer Krankheit eingingen verschwanden vielerorts die durchgehenden "Effenkränze" so z.B.: in Wörrstadt und Schornsheim. Einzig in Eppelsheim blieb er durchgehend erhalten und wurde mit jungen Bäumen neu bepflanzt. Ein sehenswertes Naturdenkmal mit Geschichte.
Zum Abschluss ging's dann noch ins Scheunencafe. Eine mit Fördermitteln und viel Eigeninitiative zum Cafe ausgebaute Scheune - der Name sagt es. Betrieben wird es von der Gemeinde und den in einem Vereinsring zusammengeschlossenen Vereinen. Ein Kommunikationszentrum und Dorfmittelpunkt im Ort entstanden aus gemeinsamem Willen. Als Gau-Odernheimer kann man da nur neidisch werden....
Rheinhessen - so Ute Klenk-Kaufmann - seien ungenießbar, wenn sie Hunger oder Durst hätten. Sie habe deshalb vorgesorgt - und wirklich keiner musste hungrig oder durstig den Heimweg antreten. Wohl aber gut gelaunt und um einige Eindrücke reicher.
Der Geschichtsverein Gau-Odernheim bedankt sich auf diesem Wege noch einmal ganz herzlich bei Bürgermeisterin Ute Klenk-Kaufmann und der ersten Beigeordneten Nicole Zimmer!
Exkursionen, der Verein ist Unterwegs
Natürlich ist unser Verein auch Unterwegs.
Unter fachmännischer Führung gilt es die verschiedensten Orte in Nah und Fern zu erkunden. Wir wandern auf den Pfaden der Vergangenheit ebenso sicher wie in der Gegenwart.